Freitag, 28. Oktober 2011

Augenblicke in Amerika

Das Motorrad
Die amerikanischen "Fress-Ketten" mögen wir nicht und meiden sie - bis auf die Starbuck-Cafés. Wir haben dort
 inzwischen einen Kaffee gefunden, den man als Europäer trinken kann (Caffe Latte). Außerdem kann man dort sitzen und im Internet surfen, so lange man will. Von Amarillo, Texas kommend waren wir endlich müde im deutlich kühleren Albuquerque angekommen. Albuquerque ist Hightech-Land. Hier haben 1975 Bill Gates und Paul Allen mit Microsoft angefangen. Albuquerque und Santa Fé sind mythisch verklärte Städte aus dem wilden Westen. Wir hatten es uns gerade im besagten Café gemütlich gemacht. Der Kaffee war gut und die Scones hervorragend. Da kam ein Mann auf einem komischen Motorrad mit Seitenwagen an und parkte sein Gefährt direkt neben unserem Geländewagen. Ich sage noch zu meiner Frau: "Den Typ könnte ich mir auch gut zweihundert Jahre früher auf einem Pferd vorstellen." Ihre Antwort: "Haben wir ja Glück, dass das kein Saloon hier ist." Da steht der Kerl auch schon direkt neben unserem Tisch und fragt: "Gehört euch der Landcruiser da draußen?" Sprachlos sage ich "Ja" und füge staunend an, das so ein Auto nicht in Amerika zu bekommen ist. Er bestätigt es und mit breitem Grinsen fügt er an: "Das ist ein HZJ105", um mir dann die Daten meines Autos aufzuzählen. Ich bin platt. Später bringe ich das Gespräch auf sein Seitenwagengespann. Erzähle ihm, dass ich "sowas" oft in meiner Kindheit im Osten Deutschlands gesehen hätte. Wieder bestätigt er. Mit offenem Mund nehme ich zur Kenntnis: Ein russisches Fahrzeug. In Einzelteilen verpackt aus Moskau importiert. Hier in der USA alles von ihm selbst zusammengabaut. Geht ständig was kaputt, sagt er mit einem breiten Grinsen. Aber klar, dass er alles selber repariert. Und wieder bin ich platt. Diesmal kann ich mir die Frage nach dem Beruf nicht verkneifen. Er ist Raumfahrtingenieur und hat viele Jahre für die NASA gearbeitet. Inzwischen hat er hier in New Mexico eine Ranch aufgebaut, die total mit alternativer Energie arbeitet. Seine Einladung müssen wir leider ausschlagen.



Jorge D.R.


Unter dem obigen Titel werde ich euch auch in Zukunft ein paar Geschichten erzählen. Randnotizen. Momentaufnahmen aus einem großartigen und zugleich widersprüchlichem Land. Nichts von großer Politik. Kleine Geschichten, aufgelesen vom Straßenrand oder im Starbucks Café. Sie passen nicht zusammen, sind so widersprüchlich wie das Land. Man ist versucht die falschen Schlüsse zu ziehen. Vielleicht sollte man gar keine mehr ziehen. Denn wenn man als Deutscher durch dieses Land reist, ist man immer wieder verblüfft oder beeindruckt, verstört oder begeistert.


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